WUSSTEST DU, DASS EPENDYMOME STRENG BEWACHT WERDEN?
DIE BLUT-HIRN-SCHRANKE IST EIN WAHRER WÄCHTER UNSERES GEHIRNS
Stellt Euch ein Netzwerk von Zellen vor, die wie die besten Freunde auf einem Musikfestival eng einander stehen. Damit nichts und niemand zwischen ihnen hindurchkommt, sind diese Zellen zusätzlich durch eine Art Seil miteinander verbunden. Diese Schranke, die unser Gehirn vor äußeren Einflüssen schützt, ist sehr wichtig, da das Gehirn besonders empfindlich auf aus dem Blut stammende schädliche Substanzen, Bakterien oder Viren reagiert.
Schafft es doch mal jemand, diese Schranke zu überwinden, dann stehen Türsteher, sogenannte Transporter bereit, um die ungebetenen Gäste wieder zurück ins Blut zu befördern.
Auch Hirntumoren bilden unterschiedlich starke Blut-Hirn-Schranken aus, die dann dafür sorgen, dass der Effekt von Therapien, die über das Blut verabreicht werden, reduziert wird oder ganz ausbleibt.
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Da Ependymome kaum bis gar nicht auf Chemotherapien ansprechen, untersuchen wir, ob die Blut-Hirnschranke dieser Hirntumoren Besonderheiten aufweist und wie wir diese im Rahmen der Therapie unserer jungen Patienten überwinden können.
Durch genaue Analyse von Bauplänen der Zellen können wir feststellen, welche Verbindungen besonders stark ausgebildet und welches die Transporter sind. Diese Analysen können wir mittlerweile auf der Stufe von einzelnen Zellen durchführen. Anhand von tausenden einzelnen Zellen aus Ependymomen können wir so faszinierend genaue Erkenntnisse gewinnen.
Um das Mysterium der Blut-Hirn-Schranke in Ependymomen weiter zu enträtseln, haben wir zusätzlich eine Vielzahl von stark vergrößerten Nahaufnahmen der Tumoren angefertigt, die sehr viele molekulare Merkmale gleichzeitig wiedergeben können.
UND WAS HABEN WIR GEFUNDEN?
Die Blut-Hirn-Schranke der Ependymome ist keine starre Mauer, sondern ein lebendiges Ökosystem mit großen Unterschieden, die davon abhängen, zu welchem molekularen Typ die Tumoren gehören. Manche Ependymome haben starke Wächter, während andere eher nachlässig sind.
Diese Erkenntnisse zeigen, dass alleine die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe von Ependymomen, die Wirkung von Medikamenten stark beeinflussen kann. Viele Ependymome sind dabei echte Festungen, bei denen bisherige Therapien über das Blut keine Chance haben.
In einem aktuellen Forschungsprojekt konzentrieren wir uns darauf, dieses Wissen zu nutzen, um vorherzusagen, welche Medikamente in der Klinik die Mauer überwinden können. So könnten Patienten in Zukunft von Beginn an deutlich gezielter behandelt werden und müssten keine Medikamente erhalten, die mit großer Wahrscheinlichkeit unangenehme Nebenwirkungen, aber keine Wirkung auf den Tumor haben.
Gleichzeitig testen wir innovative Ansätze, um auch neue Wege über die Mauern zu finden und Therapien zu verbessern. Sollten sich die Erkenntnisse über die Blut-Hirn-Schranke im Ependymom als wegweisend herausstellen, werden wir prüfen, ob sich diese auch auf andere Hirntumoren übertragen lassen.